Wer kennt das nicht? Kinder, die ständig etwas in der Hand haben müssen, alles berühren müssen, und während der Hausaufgaben oder im Unterricht ständig mit den Fingern auf den Tisch trommeln oder an ihren Haaren, ihrer Kleidung oder sogar ihrem Sitznachbarn herumzupfen und fummeln. Dieses Verhalten ist Ausdruck einer Reizsuche und auf die Art, wie die Kinder es spontan ausleben, meist störend und für alle Beteiligten anstrengend.
Für diese Kinder können Fidget Toys - auf Deutsch Fummel-, Stress- oder Konzentrationsspielzeug - eine Hilfe sein, ihr sensorisches Bedürfnis auf sozial angemessene und weder ungesunde noch störende Art zu erfüllen. Diesen kleinen Objekten für die Hände kommt der Status eines Hilfsmittels zu, das durch den taktil-kinästhetischen Input die Regulation und Aufmerksamkeit unterstützt.
Was sind Fidget Toys?
Fummel-, Stress- oder Konzentrationsspielzeug umfasst eine Vielzahl an kleinen Objekten, die die Hände von Kindern (und Erwachsenen!) beschäftigen und mit taktil-kinästhestischem Input versorgen können. Dazu gehören zum Beispiel:
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Handschmeichler: fransige Objekte aus Silikon oder Objekte, die sich der Hand anpassen. Sie sind geschmeidig und glatt oder weich und fühlen sich angenehm und beruhigend in der Hand an.
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Stressbälle: Kleine, griffige Bälle, die sich zusammenpressen lassen.
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Gummiobjekte: Weiche, flexible Figuren oder Schnüre zum Drücken und Kneten, auch Knetradiergummi
- Igelbälle oder -ringe in verschiedenen Größen und Härtegraden
- Taktiles Lineal: mit taktiler Oberfläche oder Pop-Blasen
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Fidget Spinner: Das klassische drehbare Spielzeug, das vor einigen Jahren einen regelrechten Hype erlebte.
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Pop-it-Spielzeuge: Bunte Silikonplatten, auf denen man Bläschen eindrücken kann.
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Kleine Geschicklichkeitsspiele: wie Kubrikwürfel und Abwandlungen mit Elementen zum Verschieben.
- Theraband
Diese Hilfsmittel wirken auf den ersten Blick wie reines Spielzeug, haben aber einen echten Mehrwert für die Regulation und Förderung von Aufmerksamkeit.
Warum funktioniert Konzentrationsspielzeug?
Die Idee hinter Fummelspielzeug entstammt der Sensorischen Integration, auch wenn dies nicht weithin bekannt ist, und sie vielleicht einfach als Energieabbau gesehen werden. Viele Kinder benötigen verstärkten sensorischen Input, um besser denken und sich konzentrieren zu können. Bei manchen Kindern ist es das Gleichgewichtssystem, das verstärkte Reize braucht, bei anderen das somatosensorische System. Letzteres sind die Kinder, denen wir mit Fidget Toys helfen können. Indem sie ihre Hände beschäftigen, bekommt ihr Gehirn verstärkte taktil-kinästhetische Informationen, die es braucht, um einen optimalen Wachheitszustand und damit gute Leistungsfähigkeit aufrecht zu erhalten.
Das funktioniert ähnlich wie bei Erwachsenen, die mit einem Stift spielen oder Notizen kritzeln, während sie nachdenken.
Für Kinder mit ADHS und bestimmten Arten von sensorischen Integrationsstörungen sind diese unspektakulären Helfer oft ein Segen.
Wie kann Fummelspielzeug im Alltag eingesetzt werden?
Hier ein paar Ideen, wie du Konzentrationsspielzeug sinnvoll nutzen kannst:
1. Im Unterricht und bei den Hausaufgaben
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Gib dem Kind ein Fummelspielzeug eigener Wahl, aber achte darauf, dass es keine interessanten Effekte erzeugt, die wiederum ablenkend wirken könnten. Ein simpler Stressball, ein taktiles Lineal oder ein Pop-it-Spielzeug ist oft geeignet. Manche Kinder bevorzugen aber auch ein Matchbox-Auto, was ok ist, solange sie damit nicht in eine Rollenspiel verfallen. Das Kind darf das gewählte Objekt manipulieren und kneten, während es zuhört oder arbeitet, jedoch nicht damit spielen.
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In Kindergartengruppen und Schulklassen hat sich ein Korb mit einer größeren Zahl an Igelbällen bewährt, aus dem sich die Kinder bei Bedarf selbst einen Ball holen können.
2. In der Therapie
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Hier ist der Fokus ganz anders: wir setzen Fummelspielzeug nicht ein, um das Kind in der Therapie aufmerksamer zu machen - da haben wir viel kraftvollere Methoden, die direkt die Verarbeitung im Gehirn verbessern! - sondern erarbeiten mit dem Kind, welche Fidget Toys bei ihm am wirkungsvollsten sind und schulen es im richtigen Gebrauch dieser Hilfsmittel.
3. In der Freizeit
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Es ist gut, ein Angebot an Fidget Toys frei zugänglich zur Verfügung zu stellen. Lass jedes Kind selbst entscheiden, wob und wann es den taktilen Input braucht.
Worauf solltest du achten?
Nicht jedes Spielzeug eignet sich für jeden Zweck oder jedes Kind. Hier ein paar Tipps:
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Individuelle Bedürfnisse: Beobachte, welches Spielzeug das Kind beruhigt oder fokussiert – und welches vielleicht ablenkt.
- Bei entwicklungsverzögerten und autistischen Kindern achte besonders auf Sicherheit: dass die Objekte auf unbeißbarem Material sind und keine Kleinteile haben, die verschluckt werden könnten.
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Regeln festlegen: Kläre, dass Fummelspielzeug eine Hilfe und kein Spiel für alle Gelegenheiten ist.
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Störquellen minimieren: Spielzeuge wie Fidget Spinner können andere Kinder ablenken – wähle sie daher mit Bedacht.
Fazit
Konzentrationsspielzeug ist mehr als nur ein Trend. Es kann für viele Menschen mit einem verstärktem taktil-kinästhetischem Bedürfnis ein wertvolles Hilfsmittel sein, um sich besser zu regulieren und fokussierter zu arbeiten. Dabei ist es wichtig, das richtige Spielzeug für die individuellen Bedürfnisse auszuwählen und die Kinder bei der Nutzung anzuleiten. Egal ob du Therapeut:in oder Pädagog:in bist: schaffe dir eine Auswahl an Fummelspielzeug and und probiere ihre Wirkung aus!
Hast du schon Erfahrungen mit Konzentrationsspielzeug gemacht? Teile gerne deine Tipps oder Ideen in den Kommentaren! Im GSIÖ-Shop auf sensorische-integration.org/shop/props-sinn-volle-produkte findest du eine Auswahl an Fidget Toys (u.a. Handschmeichler und taktile Lineale)!
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